Samstag, 21. März 2009

wunderschöne Welt

Zeit wirds, dass ich mal wieder meinen Blog auf Vordermann bringe. Aber es ist einfach keine Zeit geblieben die neuesten Berichte einzustellen.

Gestern habe ich meinen Vater zum Flughafen gebracht der mich hier 2 Wochen besucht hat. Wir sind also gleich am Tag nach seiner Ankunft nach El Calafate geflogen um füe 8 Tage Patagonien zu erkunden. Da meine Kollegen hier wirklich wenig Urlaub haben, ist es schon ein ganz schöner Hammer wie ich ihr Land bereisen kann. Schon meine 2 Tage fürs verlängerte Wochenende in Cordoba zu klettern wurden als Urlaub angesehn. und nun eine Woche dienstag auf Dienstag schon wieder frei?? Als ich wieder kam sagten die einen: Ach wer bist du denn? oder oh dich hatte ich ja beinahe schon vergessen! oder was, du warst in El Calafate? das habe ja bis heute noch nicht einmal ich geschafft und du schon in deinem vierten Monat hier?! Aber nachdem ich 1 kg Pralinen und Schokolade aus Bariloche mitgebracht hatte, war bei allen der Neid verflogen und sie waren ganz gespannt zu hören, was ich erlebt habe.

Aber nun zum eigentlichen:
in El Calafate konnte ich sehen dass sich seit 2005 (nach der IHK-Prüfung bin ich ja schonmal 4 Wochen in Argentinien unterwegs gewesen) der kleine Ort wahnsinnig vergrößert hatte. Die einzige Strasse die damals geteert war, war die Hauptstrasse und es gab eine Bank und ein Internetcafé. Heute ist alles asphaltiert und herausgeputzt. Es gibt sogar ein Casino (ist ja bekanntlich die größte Leidenschaft müder Bergsteiger noch ins Casino zu gehn?!?!) zig Restaurants, Bars, 4 Banken, Internetcafés und Bergsportläden.

Wir hatten uns für 2 Nächte ein bisschen ausserhalb des Ortes mit Blick auf den riesigen Lago Argentino in einem sehr netten familiären Hotel einquartiert und uns dann für eine Bootstour zu den Gletschern im Lago Argentino entschieden. den ganzen Tag auf dem Boot nur eine kleine Wanderung durch den Patagonischen Wald zu einem See. Totales Touriprogramm, aber es hat sich sowas von gelohnt!

Der Lago Argentino ist durchschnittlich 200m tief und an seiner tiefsten Stelle vor dem Upsala gletscher sogar 750m. Ich habs erst nicht glauben können, aber unsere Guides haben das nochmal bestätigt. Und wenn man dann vor 30m hohen Eisbergen steht, und sich denkt dass das ja nur die kleine Spitze ist, muss der See gewaltige Tiefen haben.

Die Wand des Spegazzini Gletschers ragt bis zu 60m hoch aus dem Wasser. Direkt vor unserer Nase sind Teile des Gletschers abgebrochen und mit lautem Krachen ins Wasser gestürzt. Beim Anblick dieser Eismassen in ihrem unglaublichen blau und weisstönen kann einem schonmal die Luft wegbleiben.
Der größte Gletscher des Nationalparks, der Upsalagletscher, gießt sich wie ein zähes weisses Band in den See. Wir konnten gar nicht mit dem Schiff bis an den Gletscher fahren, da die Wand vor kurzen komplett eingestürzt ist und die dabei entstandenen tausenden Eisberge den See davor versperren. Je nach Wind und Wetter fahren die Kapitäne mit ihren Booten hinein soweit sie kommen. Manchmal auch bis ganz vorne an die Wand. oder auch nur einen Teil.
Wir sind auf grund des starken Windes in einiger Entfernung mitten zwischen wunderschönen Eisbergen, mit dem Boot geblieben und haben von dort den gigantischen Gletscher und die Berge aussenrum betrachtet.
war mir auch ganz lieb, weil wenn die Eisberge hinteruns den Weg zumachen, kann man auf so einem Schiff schon in Probleme geraten.

Ich hatte den berühmten Perito Moreno Gletscher ja schon 2005 besucht und muss sagen, dass ich die Bootsfahrt über den See zu Upsala und Spegazzini noch beeindruckender finde.

Nach diesem gigantischen Auftakt hatte uns das Patagonienfieber gepackt und wir sind am nächsten Tag mit einem kleinen VW Gol nach El Chaltén gefahren. Nachdem wir uns kurz bei unserer Hostel-Mama über einen einfachen Weg mit Sicht auf den Fitz Roy erkundigt haben, sind wir gleich aufgebrochen. Der Weg ging schön windgeschützt im Wald bergauf und nach knappen 3h Marsch (Hut ab Papa!!!) wurden wir dann mit einem wahnsinns Blick auf den Fitz Roy belohnt.
Ich hab dort erstmal die Pausenbrote geschmiert, während mein Vater mit seinem super Objektiv die Details des Berges erkundet hat.
ein Traumberg. er hat sich für uns auch bis auf eine kleine Wolke auf der Spitze seiner Nebelhüllen entledigt, so dass wir am Ende wirklich viel vom rauchenden Berg sehen konnten. Das ist nämlich übersetzt der Name in der sprache der Einheimischen. (el Chaltén - Berg der raucht).


Mein Vater hat nach unserer Ankunft von 5 am nachmittag bis morgens um 7 fast durchgehend geschlafen und nur eine Banane als Abendessen verzehrt. Aber er ist trotz seines Handicaps bis zum Aussichtspunkt gelaufen und wollte sich nicht mal den Rucksack abnehmen lassen. So ein Sturkopf:-)
Also habe ich mich am Abend mit den anderen Leuten im Hostel übers unterhalten, während das ganze kleine Haus unter dem zunehmenden Sturm gezittert und gebebt hat.
Draussen sau kalt drinnen schön warm.
Ich habe beschlossen im Winter nochmal herzukommen. muss nur noch Leute finden die das Gebiet kennen und Skitouren machen können. Olli, das ist echt ein Traum dort! Also wenn du wirklich kommst, dann gibt es viel zu sehen.:-)

Leider hatten wir nur einen Tag Zeit in El Chaltén und mussten dann am nächsten morgen zurück nach EL Calafate, das Auto abgeben und in den Flieger nach Bariloche.

Dort haben wir dank des super Tipps von July einen 2 tägigen Ausritt durch die unberührte Natur gemacht. Ich kann schon verstehn was die Cowboys oder Hirten an ihrer Arbeit lieben.
Carol und Marie unsere beiden Begleiterinnen haben uns 2 super Tage beschert. Mein Vater ist nach einem kleinen Absturz wieder aufs Pferd gestiegen undich hab mir beim Absteigen am Berg den Fuss verstaucht und die Bänder gezerrt. Egal, es war sooo schön!
Mittags und abends draussen unter Bäumen oder am See grillen, Mate trinken, in der Sonne liegen, einen Grashalm im Mundwinkel und dann vom Pferd aus die Natur und die unednlichen Weiten geniessen.
Nachts war es unerwartet kalt, dass das Wasser in den Säcken am nächsten Tag gefroren ist. Aber in meinem Schlafsach habe ich geschlafen wie ein Baby, während der Rest wohl ziemlich mit der Kälte gekämpft hat. Diese Investition im Sommer hat sich schon tausendfach gelohnt :-)

Nach diesen beiden Tagen draussen haben wir uns noch in einer Hütte am Seeufer entspannt. Ich hätte ja ehrlich gesagt nichts gegen weitere Zeltnächte und Wanderungen gehabt, aber wir haben es uns dann noch eineinhalb Tage in einem Bungalow am See gemütlich gemacht mit abendlichem Kaminfeuer, lecker kochen, ratschen, lesen und in der Sonne liegen.
Am letzten Tag sind wir spontan mit dem Sessellift auf einen Berg gefahren und wurden mit einem Blick belohnt, den ich nicht für möglich gehalten habe. 7 Seen in tiefstem Blau , eingeschlossen von grünen Bergen, kaum Häuser oder Strassen. Wirklich Paradisisch. Wenn ich in Argentinien einen Ort zum leben aussuchen müsste, dann dort.

Tja und nun bin ich wieder hier in Buenos Aires, dem Paris von Südamerika, zurück im Büro, weg aus der Natur aber dafür bei meinen Freunden :-)
Morgen kommen für 4 Tage meine Freunde Kaj, Rene und Dani, die aus Chile hergeradelt sind. Ich beneide sie jetzt schon um ihr Fitness! bei mir hingegen heisst es erstmal weder klettern noch laufen noch sonst was, sondern 3 Wochen bota plastica. wie so ein Plastikstiefel für Bänderzerrungen aussieht werde ich am Montag erfahren, wenn ich ihn beim orthopädischen Laden kaufen werde.

Und dann am 4ten April kommen schon Chrisl, Roman und Miri, dann fahren wir nach Salta. also schon wieder 3 Tage frei. einfach unglaublich, diese deutschen Arbeitsverträge!!!:-) oder sollten sie Urlaubsverträge heissen?

Eure Corinna!